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Eine minimalistische Anleitung für ein glücklicheres Autorenleben

Ahoi! In diesem Artikel erfährst du:

  • Warum Minimalismus dir langfristig mehr Zeit zum Schreiben verschafft
  • Wie du Schreibblockaden damit lösen kannst
  • Was das alles mit Memory und einem glücklicheren Autorenleben zu tun hat

Setzen wir die Segel:

Wusstest du, dass Memory eine von Ravensburger eingetragene Marke ist? Der Verlag verkaufte das Spiel über 50 Millionen Mal in 70 Ländern. Es ist, laut eigenen Angaben, der größte Erfolg in der Firmengeschichte. Aber warum ist das Spiel so beliebt? Meine Theorie: 1. Kinder sind darin richtig gut und schaffen es vermeintlich stärkere Mitspieler, also Erwachsene, abzuzocken. 🙂 2. Es ist simpel.

Memory – erfolgreich weil simpel. Foto: Markus Spiske, Pixabay

Aber was hat Memory mit einem glücklicheren Autorenleben zu tun? Einen Moment Cowboy, dazu kommen wir noch. Lass uns erstmal die Brücke zum Minimalismus bauen: Je mehr Karten auf dem Tisch liegen, desto mehr musst du dir merken: Je mehr desto schwieriger, je weniger desto einfacher. Eben wie beim Minimalismus. Denn genauso ist es mit all den Sachen, die dir gehören. Je mehr du hast, desto mehr musst du verwalten. Hä, wie verwalten?

Dein Verwaltungsaufwand und wie er dir Zeit, Geld und Nerven raubt

Der Mensch ist seit der Steinzeit als Jäger und Sammler unterwegs. Man kauft hier mal ein süßes Notizbuch, den coolsten Technik-Kram oder bekommt da mal eine goldige Postkarte geschenkt. Oh, ein gratis Kulli, nehm ich mit! Und schon ist dein Zuhause vollgestopft mit Krims und Krams. Nach ein paar Jahren musst du in eine größere Bude ziehen, denn irgendwo muss ja das ganze Zeug hin. Die kostet dich zwar mehr, aber egal!

Irgendwann reicht dir der Platz wieder nicht aus und du beschließt endlich in ein wirklich groooßes Haus zu ziehen. Beim Umzug entdeckst du die Vorhänge, die du in der alten Wohnung mal anbringen wolltest. Eigentlich passen sie gar nicht rein, aber vielleicht hängst du sie ja trotzdem irgendwann mal noch irgendwo auf. Auch der unbenutzte Kartoffelstampfer, den du dir mal hast aufschwatzen lassen, landet im Karton. Hat damals schließlich 20 Euro gekostet! Den Umzug wollen sich deine Familie und Freunde nicht mehr geben, also heuerst du ein Umzugsunternehmen an. Als du ihnen stolz deinen wertvollen Besitz, den es zu transportieren gilt, zeigst machen sie große Augen. Allerdings nicht vor Bewunderung… 😉

Autorenleben: Klar die Bücher müssen mit. Aber muss man echt so viel Zeug anhäufen?! Foto: siala, Pixabay

Kommt dir mein überspitztes Beispiel annähernd bekannt vor? Das meine ich mit Verwaltung. Und die kostet dich unnötig Zeit, Geld und Nerven, die du besser in deinen Aufbau deiner Autorenkarriere investierst. 🙂 Okay, verstanden. Aber wie lege ich jetzt los?

Spiel-Anleitung für ein glücklicheres Autorenleben

Damit dein Autorenleben nun so simpel wie Memory wird, hier meine ultimative Spielanleitung für dich:

  1. Vor dem Spiel:

Zu Beginn machst du eine kleine Bestandsaufnahme. Beginne am besten mit einem kleinen Raum wie dem Badezimmer. Wie viele Schränke, Ablageflächen, Schubladen etc. sind dort. Such dir eine Schublade aus und räume sie komplett leer. Schnapp dir einen Putzlappen und wische gleich mal raus. Nimm dir 4 Kisten und beschrifte sie mit: Müll, Geld, Gute Tat, Fragezeichen.

2. Spielbeginn:

Nimm jedes Teil aus dieser Schublade einzeln in die Hand und entscheide dich anhand dieser Fragen:

  1. Hatte ich es das letzte Jahr mindestens einmal in Gebrauch? Ist es noch haltbar?
  2. Ist es ein Erinnerungsstück an eine Person? Wie viele hast du noch von ihr? Wie viele brauchst du wirklich?
  3. Freust du dich darüber? Macht es dir insgeheim ein schlechtes Gewissen? Ist es dir egal?

Wenn du den Gegenstand ganz sicher behalten möchtest, frage dich ob es evtl. einen geeigneteren Platz dafür gibt. Am besten ist es, die Dinge immer dort aufzubewahren, wo man sie auch braucht. Hie kannst du ruhig mal alte Gewohnheiten überdenken. Falls du was änderst, solltest du natürlich auch alle Mitbewohner informieren. 😀 Lege die Gegenstände wieder in die Schublade und ordne sie so an, dass du möglichst alles gut sehen kannst. Wenn du demnächst etwas suchst, wirst du es viel leichter finden.

Wenn du den Gegenstand nicht behalten möchtest oder du dir nicht sicher bist, entscheide dich für eine der Kisten anhand folgender Kriterien:

  1. Kiste „Müll“: Das Ding ist entweder kaputt oder wertlos.
  2. Kiste „Geld“: Das Ding kann weg, ist jedoch noch etwas wert und den hättest du gerne.
  3. Kiste „Gute Tat“: Das Ding kann weg, ist jedoch noch etwas wert. Dir ist der Verkauf aber zu aufwendig, du bekommst dafür nicht mehr allzu viel oder du kennst jemanden, der sich darüber freuen würde.
  4. Kiste „Fragezeichen“: Du bist dir unsicher. Vielleicht kannst du es doch nochmal brauchen?!
    Tipps: Große Kiste einplanen! 😀 Sei ehrlich zu dir, aber setz dich nicht unter Druck. Manche Gegenstände brauchen eine gewisse Zeit bis man sie loslassen kann.

So gehst du nach und nach den Raum durch. Du hast nun fleißig aussortiert und wendest dich deinen Kisten zu:

  1. Kiste „Müll“: Entsorgen.
  2. Kiste „Geld“: Verkaufen. Schauen, wann der nächste Flohmarkt in der Nähe stattfindet und/oder die Sachen z.B. bei ebay Kleinanzeigen, shpock und Co. online stellen
  3. Kiste „Gute Tat“: Verschenken. An eine Person von der man denkt, dass sie sich darüber freuen könnte. Bitte vorher fragen und nicht einfach abladen. Alternativ an soziale Einrichtungen z.B. Rot-Kreuz-Laden, Gebrauchtwarenladen etc. Du kannst die Kiste auch jemanden schenken, von dem du weißt, dass er auf Flohmärkte geht.
  4. Kiste „Fragezeichen“: Schreibe das Datum von heute in einem Jahr darauf und stelle sie in den Keller oder in den Dachboden. Wenn du nach Ablauf der Frist nichts daraus benötigt hast, solltest du die Dinge darin konsequent nochmal in die oberen 3 Kartons aufteilen oder, wenn du voll krass drauf bist ;-), ungesehen entsorgen.

3. Spielende:

Herzlichen Glückwunsch, du hast Platz in deinem Leben und in deinem Kopf geschaffen!

Autorenleben einfacher. Foto: LUM3N, Pixabay

4. Spieltipps:

  • Schritt für Schritt: Am besten beginnst du mit einem Zimmer, in dem nicht so viel Zeug ist. Gehe in diesem Raum Schublade für Schublade, Regal für Regal vor. Wenn du dir gleich dein ganzes Zuhause vornimmst, wirst du schnell überfordert sein und das Spiel macht keinen Spaß. Auch der befreiende Effekt wirkt dann nicht mehr.
  • Zeit: Ich persönlich nehme mir für einen Tag immer max. einen Raum vor und verbinde es mit einem kleinen Grundputz. Wenn du eher der Tabula rasa-Typ bist, dann nimm dir einen ganzen Tag Zeit und spiel dich durch mehrere Räume. Aber unterschätze nicht die Zeit und mach es nur so lange es dir Spaß macht. Besonders wenn es um Papierkram geht, kann man hier schon mal schnell mehrere Stunden versacken.

  • Arbeitsplatz: Erfolgreiche Menschen arbeiten oft in einem sehr minimalistischen Umfeld. Dein Arbeitsplatz sollte also möglichst clean sein. Lass dort nur die Dinge, die du wirklich brauchst und die dich inspirieren. Auch wenn sie so hübsch sind, kein Mensch schreibt mit mehr als einem Stift gleichzeitig. 😉
Autorenleben leicht gemacht: Ein aufgeräumter Arbeitsplatz pustet dein Schreibhirn frei. Foto: Canva

  • Spielwiederholung: Manche Dinge kann man einfach nicht so schnell loslassen. Deshalb spiele das Spiel einmal im Jahr und du wirst feststellen, dass dir die Gegenstände nicht ausgehen werden. Für mich ist es immer wieder aufs Neue faszinierend was Jahr für Jahr doch weg kann und wie lange ich für manche Gegenstände gebraucht habe, um sie endlich loslassen zu können.
  • Gewissen: Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Es gibt Gegenstände, die eine bösartige Magie auf einen ausüben können. 😉 Ich hatte mir vor einigen Jahren mal ein Kochbuch gekauft, welches mir als das „must-have“ empfohlen wurde. Allerdings bin ich mehr der Kochtyp „Performer“. Das Buch hat mir also schlichtweg ein schlechtes Gewissen gemacht, wenn ich es mal wieder im Regal stehen sehen habe. Jahr für Jahr dachte ich mir: „Sollte ich auch mal was draus machen…“ Es hat ein wenig gedauert, bis mir das bewusst wurde.
  • Nachkauf: Wenn ich mir manchmal unsicher bin, ob ich einen Gegenstand vielleicht doch noch mal brauche, habe ich mir folgendes angewöhnt: Ich stelle mir die Frage, ob ich es im Notfall wieder zu einem angemessenen Preis (z.B. gebraucht online) nachkaufen könnte. Wenn ich das bejahe, kann es weg. Übrigens habe ich bisher noch kein einziges Mal, etwas wiedergekauft. 😉
  • Geld: Alles was ich letztes Jahr durch meine kleinen Verkäufe auf ebay/shpock/ein Flohmarkt verdient habe, steckt in einer extra Kasse mit dem Ziel mir damit mir etwas für mein Schreiben zu finanzieren. Am Jahresende waren es satte 675,- Euro. Damit gönne ich mir dieses Jahr einen neuen Schreibkurs. Und auf einmal hast du mehr Zeit fürs Schreiben und mehr Geld für die wirklich wichtigen Dinge z.B. ein Besuch der Buchmesse, eine Teilnahme an einem Literaturcamp, ein Schreibseminar. Du kannst es aber auch in deine Gesundheit investieren, in deinen Rententopf stecken oder für die Schulbildung deiner Kinder zurücklegen.
  • Abnehmen: Es gibt Menschen, die sich erfolgreich das Doppelziel: Ausmisten und Abnehmen setzen. Der psychologische Effekt, der Ausmisten mit sich bringt, wird häufig unterschätzt. Man wirft Ballast ab, befreit sich von Altem und bringt Ordnung in sein Leben. Ob das auch bei dir klappt? Probiere es aus und schreib mir!
  • Schreibblockaden: Während du in deiner Trance ausmistest, können auch deine Gedanken weiterarbeiten. In dem du Ordnung in dein Leben bringst sortieren sich auch deine Gehirnströmungen. Du bekommst einen besseren Überblick, baust damit Stress ab und manchmal löst du damit sogar Schreibblockaden. Aber Achtung: Wenn du nur ausmistest, weil du dich vor einem Problem in deinem Roman drückst, besteht die Gefahr, dass du noch hundert andere Dinge anschließend machst, um nicht weiterschreiben zu müssen. 😉 Falls dich das Thema beschäftigt, kannst du gerne auch meinen Artikel „20 Tipps, mit denen du Schreibblockaden ein Ende setzt“ lesen: https://www.nicola-anker.de/2020/07/29/schreibblockaden/

Minimalismus ist für jeden etwas anderes. Es gibt keinen universellen Minimalismus-Hut, den man jedem einfach so überstülpen kann. Du hast also die Freiheit selbst zu entscheiden, was für dich und deine Bedürfnisse gut ist. Außerdem hat Minimalismus verschiedene Ebenen. Das Ausmisten ist im Fundament angesiedelt und es geht hauptsächlich darum sich mit seinem aktuellen Bestand und seinem Konsum zu beschäftigen.

Ich hoffe meine kleine Anleitung hilft dir, dein Autorenleben so einfach wie Memory und so glücklich wie ein dabei gewinnendes Kind zu gestalten. 😉 Auch wenn es dich im ersten Moment ein wenig Zeit kostet, sparst du damit langfristig wesentlich mehr ein. Denn du wirst dir ab sofort gut überlegen, was du künftig in dein Zuhause lässt, schließlich musst es verwalten. Wirf unnötigen Ballast ab, verschaff dir einen Überblick und puste deinen Kopf frei. Dann holst du dir mehr Zeit zum Schreiben, sparst Geld und schonst deine Nerven.

Wenn dir mein Artikel gefallen hat oder dich das Thema Minimalismus & Schreiben interessiert, lass gerne ein Kommentar da 🙂

Leinen los und schreib schön!

Deine Nicola

Ein Ankerplatz für Geschichten

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Memory_(Spiel)